Am 22. und 23. November 2021 tagte der Fachausschuss Durchstrahlungsprüfung (FA D) in seiner traditionellen Herbstsitzung gemeinsam mit den Unterausschüssen Computertomographie (UA CT) und Digitale Radiologie (UA DR) im Röntgenmuseum in Remscheid/Lennep.
Röntgenmuseum in Lennep bei Nacht (Bilder ©Klaus Bavendiek).
Schwierige Vorbereitungsphase
Die Sitzung war von vornherein als Hybridveranstaltung geplant, zunächst unter Anwendung der 2G-Regel. Als die Inzidenzen Anfang November wieder rasant anstiegen, wurde auf 2G+ umgestellt und die DGZfP schickte kurzfristig Schnelltests nach Remscheid. Für diese flexible Unterstützung bedankt sich der FA D sehr herzlich. Insgesamt konnten 30 Personen vor Ort teilnehmen und 19 Gäste waren online zugeschaltet – eine neue Rekordteilnahme.
Ein weiterer Dank geht an das Röntgenmuseum und die DGZfP für die Bereitstellung der Technik. Ein großer Monitor mit Soundbar stand im RöXlab (Röntgenlabor für Schüler*innen) des Museums zur Verfügung. Das von der DGZfP bereitgestellte mobile Konferenzsystem mit Kamera und Mikrofon funktionierte einwandfrei, so dass wir sehr positive Rückmeldungen zur technischen Qualität des Hybridmeetings erhielten.
Die Coronapandemie hat uns alle belastet und zu schwierigen Diskussionen während der Sitzungsvorbereitungen geführt. Daher waren die Fachausschussleitung und alle Teilnehmenden froh, dass das Meeting trotzdem sicher und hygienisch korrekt durchgeführt werden konnte.
Die Sitzung fand im RöXlab des Röntgenmuseums statt.
Fokusthema KI und neue Schulungsmodalitäten
Der Fachausschuss und die Unterausschüsse befassen sich jedes Jahr mit wichtigen und allgemein interessierenden Problemen und Fragestellungen. Die Sitzungen erfolgen jährlich an verschiedenen Orten bei Unternehmen oder Instituten. Daher sind von einladender Stelle auch Firmenpräsentationen erwünscht.
In diesem Jahr stand das Thema Künstliche Intelligenz (KI) im Fokus der Sitzung. Prof. Dr. Andreas Maier von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und Christian Els von der sentin GmbH trugen vor. Allgemein wurde festgestellt, dass gut trainierte Systeme derzeit schon besser sind als menschliche Bewerter. Allerdings ist diese Aussage sehr komplex. Dr. Kurt Osterloh verwies auf die grundlegenden Unterschiede von maschinellem und menschlichem Lernen.
Christian Els präsentierte ein erstes System, dass Schweißnähte nach ISO 10675 auswerten kann (Anzeigencharakterisierung, Anzeigenvermessung und Bewertung nach Zulässigkeitsgrenzen). Es wurde beschlossen, das Thema KI weiterhin für die nächsten Sitzungen zur Radiographie und zur CT zu verfolgen.
Die Mitglieder nutzen den Fachausschuss und die Unterausschüsse, um sich über neue digitale Techniken und Prozeduren, Prüfung von Schweißnähten, Gussteilen und Kompositen, DGZfP-Richtlinien und Normen (Film, digitale Radiographie, Brennflecke, CT), neue Entwicklungen (Systeme, Detektoren und Röhren), Qualitätssicherung und neue Ausbildungskurse im Unterausschuss Ausbildung in der RT (UA A RT) auszutauschen und zu informieren.
So wurde in jüngster Zeit eine Stufe 1-Schulung zur CT eingeführt (RT-CT 1). Eine Stufe 2-Schulung befindet sich in Vorbereitung. Mit Abschluss der Revision der ISO 9712 werden neue Techniken und Ausbildungszeiten für die Ausbildung definiert, die durch den UA A RT berücksichtigt werden müssen.
Auszug aus dem Anhang F der neuen ISO/DIS 9712:2021 zu den neuen Techniken und Ausbildungszeiten für “Radiographic Testing (RT)”
Neues zu Normen und Richtlinien
Einen besonderen Stellenwert nehmen die Normen im Bereich Radiographie und CT ein sowie die begleitenden Richtlinien der DGZfP. Da die Bereitschaft nachgelassen hat, in der nationalen und internationalen Normung mitzuarbeiten, wird im FA D und den UAs laufend über aktuelle Normvorhaben bei DIN, CEN, ISO und ASTM/ASME berichtet. Zeitweise werden auch Arbeitsgruppen (AGs) eingerichtet, um geplante Normentwürfe zu testen und ggf. Einsprüche oder Kommentare zu erarbeiten.
Die AG zur Revision der Norm ISO 17636-1, -2 (Radiographie für die Schweißnahtprüfung) wurde aufgelöst, da die Norm jetzt nach der finalen Revision zur Endabstimmung vorbereitet wird.
Akkreditierung und Auditierung haben neue Fragen zur Rückführbarkeit von Messungen in der ZfP und der Berücksichtigung der Messunsicherheit aufgeworfen. So fordert die DIN EN ISO 10675-1 und -2 die Messung von Anzeigengrößen zur Feststellung, ob die Schweißqualität zulässig ist. Bei der CT spielt das dimensionelle Messen als Alternative zu den taktilen Koordinaten-Messmaschinen eine stark wachsende Rolle. Hier gibt es schon Kalibrierkörper.
Zum entsprechenden Thema „Kompetenzanforderungen in den Verfahren der zerstörungsfreien Prüfung – Leitfaden für Prüflabore“ der Deutschen Akkreditierungsstelle (DAkkS) und deren externe Begutachtung wurde eine gemeinsame AG im FA D unter Leitung von Dr. Uwe Zscherpel gegründet, um dem FA AZfP (Fachausschuss Anforderungen an die zerstörungsfreien Prüfverfahren) zu unterstützen und zuzuarbeiten. Mehrere Mitarbeiter des FA D, UA CT und UA DR arbeiten in dieser AG mit.
Derzeit werden zwei neue DGZfP-Richtlinien erarbeitet:
- Richtlinie D7 „Quantitative Beschreibung von Merkmalen aus CT-Aufnahmen“ (Thomas Stocker)
- Richtlinie D8 „Anforderungen an Monitore für die ZfP“ (Uwe Zscherpel)
Die Vorarbeiten mit Datenerhebung (AG D7) und Ringversuchen zum Thema „Erkennbarkeit von Anzeigen und neue Testkörper“ zur D7 im UA CT sind fortlaufend. Parallel dazu gibt es einen Ringversuch zum Thema „Phantom B“ bei der ASTM. Zu den laufenden Ringversuchen und deren Zielstellung berichtete Uwe Ewert.
Dr. Thomas Kleinteich und Dr. Nick Brierley haben zu ihren Erfahrungen mit verschiedenen 3D-Software-Tools für die CT vorgetragen. Die Systeme werden immer komplexer und sind schwer zu vergleichen. Die anschließende Diskussion zur 3D-Bildauswertung und zum Bedarf einer DGZfP-Richtlinie hat ergeben, dass zunächst regelmäßige Beiträge zum Thema organisiert werden sollen.
Anstehende Veranstaltungen – unklare Termine
Traditionsbedingt werden zwei Konferenzen organisiert:
- Das Seminar „Aktuelle Fragen der Durchstrahlungsprüfung und des Strahlenschutzes“ wird vom FA D und vom Fachausschuss Strahlenschutz und Transport (FA ST) organisisiert. Das 19. Seminar fand online am 23. März 2021 statt und war sehr interessant. Das nächste Seminar wird für die Jahre 2023 oder 2024 vorbereitet.
- Die Tagung DIR (Digital Industrial Radiology and Computed Tomography) wird alle vier Jahre vom UA CT und UA DR organisiert. Die letzte internationale DIR fand 2019 statt. Aufgrund der unklaren Überschneidung mit der ECNDT, die derzeit auf 2023 verschoben wurde und der WCNDT 2024 konnte jedoch noch kein neuer Termin beschlossen werden.
Historisches Rahmenprogramm
Dr. Uwe Busch (Direktor Röntgenmuseum) bot gemeinsam mit seinen Mitarbeiter*innen hochinteressante Führungen durch das Museum und das Geburtshaus von Wilhelm Conrad Röntgen an und nahezu alle Teilnehmer*innen haben sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen. Auch in den Pausen konnten wir uns die Exponate und interaktiven Präsentationen des Museums anschauen. Die Nebelkammer im Keller zeigte laufend hochenergetische Partikel.
Dr. Uwe Ewert führte in einem Zusatzvortrag einige historische Experimente vor. Es präsentierte eine echte Neonröhre, eine sehr schöne Geisslerröhre und eine alte Röntgenröhre von 1896 (Replika).
Geißler’sche Zier-Leuchtröhre mit Uranglaskugeln, Glasbläserkunst von L. Neumann.
Eine Neonröhre ohne Elektroden wird durch das Glas mit einem Teslatrafo (30 kV) gezündet.
Der Teslatrafo bringt eine Glühlampe durch Plasmaentladung zum Leuchten. Glas isoliert nicht mehr. Funken springen zur Hand über.
Historische Ionen-Röntgenröhre unter Hochspannung (Replika 1896).
Trotz der unerwarteten Hindernisse durch die vierte Corona-Welle war die Mehrzahl der Teilnehmer*innen von der sicheren und technisch hochwertigen Hybridsitzung sehr angetan. Wir waren froh, dass wir uns mal wieder von Angesicht zu Angesicht sehen konnten, wenn auch meist mit Maske.
Dr. Uwe Ewert
Vorsitzender FA D