Am 30. Januar 2025 fand die 268. Sitzung des Arbeitskreises Thüringen in Weimar statt. 23 Fachleute aus dem Bereich der Zerstörungsfreien Prüfung (ZfP) kamen zusammen, um sich auszutauschen, neue Technologien kennenzulernen und spannende Einblicke in die Verbindung von Kunsttechnologie und Materialanalytik zu gewinnen. Die Veranstaltung zeigte eindrucksvoll, wie moderne Prüfmethoden nicht nur in der Industrie, sondern auch in der Kunstforschung eine zentrale Rolle spielen.
Auf den Spuren Caspar David Friedrichs – Ein Besuch im Schiller-Museum
Den Auftakt der Sitzung bildete der gemeinsame Besuch der Sonderausstellung „Caspar David Friedrich, Goethe und die Romantik in Weimar“ im Schiller-Museum. Eine fachkundige Führung bot den Teilnehmenden spannende Einblicke in Friedrichs Werke und deren Bezug zur Weimarer Kunst- und Geisteswelt um Goethe. Dabei wurde deutlich, wie eng Kunst, Geschichte und moderne Analysetechnologien miteinander verknüpft sind.
Provenienzforschung mit Hightech-Methoden
Ein weiteres Highlight war der Besuch der Ausstellung zur Provenienzforschung, in der moderne zerstörungsfreie und zerstörungsarme Analyseverfahren vorgestellt wurden. Diese Techniken ermöglichen tiefgehende Einblicke in den Aufbau und die Entstehung von Kunstwerken und sind essenziell für deren Konservierung und Restaurierung.
Die Restaurierungswerkstätten der Klassik Stiftung Weimar arbeiten hier eng mit der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) zusammen. Besonders hervorzuheben ist das neu eingerichtete Archäometrielabor, das hochmoderne Materialanalysen ermöglicht. Wissenschaftler untersuchen dort nicht nur anerkannte Werke Caspar David Friedrichs, sondern auch Gemälde mit unklarer Zuschreibung.
KI und Hightech für die Kunstanalyse
Mithilfe modernster bildgebender und spektroskopischer Verfahren lassen sich wertvolle Informationen zu verwendeten Materialien, Maltechniken und Restaurierungseingriffen gewinnen. Besonders innovativ ist der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI), die es ermöglicht, verschollene Bilddetails anhand von Friedrichs Skizzen zu rekonstruieren. Folgende zerstörungsfreie Methoden kamen dabei zum Einsatz:
- Multispektralfotografie: Visualisierung verborgener Strukturen wie Unterzeichnungen oder verblasster Tinten
- 3D-Mikroskopie: Detailgenaue Oberflächenanalyse
- FORS (Fiber Optic Reflectance Spectroscopy): Untersuchung von Farbmitteln
- Mikro- und Makro-Röntgenfluoreszenz: Material- und Altersbestimmung
- Infrarot- und Raman-Spektroskopie: Analyse organischer Farb- und Bindemittel
- Durchstrahlungsprüfung: Sichtbarmachung verborgener Strukturen wie Rahmenbefestigungen

Computergestütztes Selbsterleben der zerstörungsfreien Methoden an einem Gemälde Friedrichs.
Vergleichende Untersuchungen mit weiteren Werken Friedrichs aus deutschen Sammlungen bestätigten die Ergebnisse und trugen dazu bei, neue Erkenntnisse zu gewinnen. Diese hochmodernen zerstörungsfreien Verfahren helfen nicht nur, Kunstwerke optimal zu erhalten, sondern auch, ihre Entstehungsgeschichte besser zu verstehen.
Netzwerken und Austausch – Mehr als nur eine Sitzung
Nach dem offiziellen Teil nutzten 13 Teilnehmende die Gelegenheit, in einer Nachsitzung das Erlebte zu diskutieren und Kontakte zu vertiefen. Der informelle Austausch zeigte einmal mehr, wie wertvoll die Arbeit in einem Arbeitskreis der DGZfP ist – sowohl fachlich als auch persönlich.
Fazit: Wissenschaft trifft Praxis
Die 268. Sitzung des Arbeitskreises Thüringen verdeutlichte eindrucksvoll, wie vielseitig zerstörungsfreie Prüfmethoden sind. Der Blick über den Tellerrand in die Kunsttechnologie zeigte, dass ZfP weit mehr ist als nur industrielle Qualitätssicherung. Wer sich in einem Arbeitskreis engagiert, profitiert nicht nur von aktuellem Fachwissen, sondern auch von wertvollen Kontakten und spannenden neuen Perspektiven.