Am 30. September und 1. Oktober 2019 fand das zweite ZfP-Anwendertreffen des Schienenfahrzeugausschusses des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) im DGZfP-Ausbildungszentrum in Wittenberge statt.
Mit den ZfP- und Instandhaltungs-Verantwortlichen der Stadtbahnen aus Hamburg, Berlin, Köln, Mannheim, Karlsruhe, Stuttgart, Chemnitz, Hannover, Frankfurt a.M., Rostock und Wien war das Treffen sehr gut besucht. Ein weiterer Gast war Christoph Hessel, Fachbereichsleiter für Fahrzeuge städtischer Schienenbahnen im VDV.
Fokusthema: ZfP in der Instandhaltung von Stadtbahnen
Zentrales Thema des Anwendertreffens war die ZfP in der Instandhaltung von Schienenfahrzeugen, insbesondere von Stadtbahnen. Die Instandhalter arbeiten nur punktuell auf Basis der ECM-Verordnung (Entity in Charge of Maintenance), sondern im Wesentlichen auf Grundlage der Straßenbahn-Bau- und Betriebsordnung (BOStrab), bei der es einen größeren Gestaltungsspielraum für die ZfP gibt. Im Fokus des Anwendertreffens stand daher die Vermittlung von Informationen zur ZfP in der Eisenbahn-Instandhaltung.
Veränderungen im ZfP-Ausbildungssystem in der Eisenbahn-Instandhaltung
Roland Krull, Schulleiter des DGZfP-Ausbildungszentrums in Wittenberge, eröffnete das Anwendertreffen mit seinem Vortrag âDas ZfP-Ausbildungssystem im Industriesektor Eisenbahn-Instandhaltungâ. Er präsentierte den aktuellen Stand des Ausbildungssystems und betonte dabei besonders die Veränderungen seit 2018.
Auf Grundlage der neueren Bahnnormen DIN EN 16729 und DIN EN 16910-1 sowie der DIN 27201-7 wurde der Industriesektor Eisenbahn-Instandhaltung in die Industriesektoren IrI (Instandhaltung von Gleisen, Oberbau=Infrastruktur) und IrW (Instandhaltung von Schienenfahrzeugen, Workshops=Werksstätten) aufgeteilt. In der Ausbildung im Oberbau wurde ab 2018 das modulare Stufe-1-System in das Stufe-1/Stufe-2-System nach DIN EN ISO 9712 überführt.
Im Anschluss an den Vortrag besichtigten die Teilnehmenden bei einem Rundgang das DGZfP-Ausbildungszentrum.
ECM-Verordnung und neue VDV-Schrift 889
Den zweiten Fachvortrag hielt Ulrike Mosler von der DB Systemtechnik GmbH zur Frage âWas ist eine ECM?â und zur neuen VDV-Schrift 889.
In der Eisenbahn-Instandhaltung wurde mit der ECM-Verordnung das Sicherheitsbedürfnis in Europa einheitlich definiert und ein prozessorientiertes Instandhaltungssystem eingeführt. Jedem Schienenfahrzeug ist eine für die Instandhaltung zuständige Stelle (ECM) zugeordnet. Ziel der Verordnung ist es, dass unterschiedliche Systeme, Techniken und Organisationen des Eisenbahnverkehrs in Europa harmonisieren und zusammenarbeiten.
In die ECM-Verordnung ist die ZfP integriert. Gemäß Mitteilung des Eisenbahnbundesamtes müssen die deutschen Schienenfahrzeuginstandhalter, die auf Grundlage der Eisenbahnbetriebsordnung (EBO) arbeiten, bis Juni 2022 zertifiziert sein bzw. über eine als gleichwertig geltende Bescheinigung nach der neuen Durchführungsverordnung (EU) 2019/779 verfügen.
Unter Mitwirkung der DB Systemtechnik GmbH wurde mit der VDV-Schrift 889 ein Regelwerk zu den Grundsätzen der ZfP in der Eisenbahn-Instandhaltung erstellt, das in der Arbeitsgruppe âZfPâ des VDV-Ausschusses für Eisenbahnfahrzeuge weiter bearbeitet wird. Das Regelwerk enthält Prüfanweisungen inklusive der Prüfberichtsvorlagen für Radsätze, Drehgestelle sowie Zug- und Stoßeinrichtungen.
Setzt sich die VDV-Schrift 889 durch, könnten viele Unternehmen der Eisenbahn-Instandhaltung im Bereich der ZfP nach gleichem Regelwerk arbeiten. Die VDV-Schrift 889 kann online bestellt werden.
Wichtiger Informationsaustausch soll nun jährlich stattfinden
Zum Abschluss des Treffens betonte Joachim Eßwein, Vorsitzender des Unterausschusses âInstandhaltungâ des VDV-Schienenfahrzeugausschusses, dass die vielen Informationen dieser Veranstaltung eine sehr gute Grundlage für die zukünftigen ZfP-Anwendertreffen bilden. Da die Veranstaltung den äußerst wichtigen Informationsaustausch der ZfP-Verantwortlichen der Stadtbahnen ermöglicht, soll sie von nun an jährlich stattfinden.
Autoren: Uwe Menzel, Ronald Krull